Die Onchain-Aktivität von Bitcoin ist eine „Geisterstadt“, doch Wale gewinnen unter der Oberfläche zunehmend an Einfluss, so Glassnode

Der Bitcoin-Preis hält sich zwar stabil über 100.000 US-Dollar, doch die Netzwerkaktivität ist ungewöhnlich ruhig: Die Zahl der Transaktionen erreichte kürzlich den niedrigsten Stand seit Oktober 2023. Ein Großteil dieses Rückgangs ist laut On-Chain-Analysten von Glassnode auf einen starken Einbruch nicht-monetärer Aktivitäten wie Inscriptions und Runes zurückzuführen, die im vergangenen Jahr die Nutzungsmetriken aufgebläht hatten.

Die Transaktionszahlen stiegen 2023 und 2024 stetig an und erreichten einen Höchststand von 734.000 pro Tag. Seit Anfang 2025 ist der Durchsatz im Netzwerk jedoch deutlich gesunken, wobei die täglichen Transaktionen auf einen Bereich von 320.000 bis 500.000 gefallen sind – ein deutlicher Rückgang gegenüber den früheren Höchstständen des Zyklus, so die Analysten in einem Bericht vom 19. Juni.

Trotz insgesamt weniger Transaktionen ist die durchschnittliche Transaktionsgröße jedoch deutlich gestiegen. Das deutet darauf hin, dass große Akteure wie Institutionen, vermögende Privatpersonen oder Wale weiterhin die Bitcoin-Basisschicht für hochvolumige Überweisungen nutzen und zunehmend dominieren, so die Analysten.

Im Durchschnitt werden nun täglich 7,5 Milliarden US-Dollar auf der Bitcoin-Blockchain abgewickelt – mit einem Höchstwert von 16 Milliarden US-Dollar während des ersten Allzeithochs von 100.000 US-Dollar im November. Das durchschnittliche Volumen pro Transaktion liegt derzeit bei 36.200 US-Dollar, und Transaktionen über 100.000 US-Dollar machen inzwischen 89 % des Gesamtvolumens aus, verglichen mit 66 % Ende 2022. Umgekehrt ist der Anteil von Transaktionen mit 100.000 US-Dollar oder weniger am Gesamtvolumen laut Glassnode-Daten von 34 % auf nur noch 11 % gesunken.

Auch der Gebührenanstieg, der oft als Indikator für die Netzwerknachfrage dient, bleibt verhalten: Die Einnahmen der Miner aus Transaktionsgebühren sind auf nur noch rund 500.000 US-Dollar pro Tag gefallen, da die durchschnittlichen Transaktionsgebühren auf einen der niedrigsten Stände der letzten 18 Monate gesunken sind.

Dies steht in starkem Kontrast zu früheren Bullenmärkten, in denen steigende Preise typischerweise zu Überlastungen und Gebührenspitzen führten, da die Nachfrage explodierte, so die Analysten.

Off-Chain-Aktivität boomt

Im Gegensatz dazu hat die Off-Chain-Aktivität laut Glassnode stark zugenommen, wobei zentralisierte Börsen – insbesondere Terminmärkte – den Großteil des Volumens abwickeln. Allein Futures verzeichneten im vergangenen Jahr durchschnittlich 57 Milliarden US-Dollar pro Tag, mit einem Höchstwert von 122 Milliarden US-Dollar (zum Vergleich: 10 Milliarden US-Dollar pro Tag im Spotmarkt und ein Höchstwert von 23 Milliarden US-Dollar). Die kombinierte Off-Chain-Aktivität aus Spot-, Futures- und Optionshandel übersteigt das On-Chain-Volumen nun um das 7- bis 16-fache, so die Analysten.

Die Einführung von US-Spot-Bitcoin-ETFs im Januar 2024 scheint diesen Wandel ebenfalls beschleunigt zu haben und trägt zu einer breiteren Verschiebung hin zu einer von Derivaten dominierten Marktstruktur bei, wie sie hervorheben.

Unterdessen baut sich auch im Derivatemarkt immer mehr Hebelwirkung auf: Das gesamte offene Interesse an Futures und Optionen erreichte 96 Milliarden US-Dollar – gegenüber rund 11 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Allerdings hat sich seit dem Zusammenbruch von FTX die Nutzung von Stablecoins anstelle von Krypto-Sicherheiten deutlich erhöht – ein Trend, der laut Analysten auf ein reiferes Derivate-Ökosystem hindeutet, bei dem das Risikomanagement zunehmend auf stabilere, an den Dollar gekoppelte Strukturen umgestellt wird.

"Dieser Wandel kann die Interpretation von Netzwerkmetriken erheblich beeinflussen, da traditionelle Indikatoren möglicherweise nicht mehr das gesamte Markgeschehen abbilden", so die Analysten. "Dennoch bleibt der On-Chain-Markt das Herzstück der Bitcoin-Ökonomie und bildet die Grundlage, auf der das breitere Ökosystem aufbaut."