Hat der Kanye-Token YZY den Mythos der Promi-Coins zerstört? Unter den Top 1000 Adressen gibt es keine „normalen“ Gewinner – die Großinvestoren sind schnell ausgestiegen, doch viele sitzen auf ihren Verlusten am Höchststand.

Autor: Frank, PANews

 

Der Celebrity-Coin-Sektor sorgt erneut für Aufsehen: Der weltweit einflussreiche, aber umstrittene Künstler Kanye West (Ye) hat am 21. August überraschend seinen eigenen MEME-Token YZY angekündigt, dessen Marktkapitalisierung innerhalb kurzer Zeit auf über 3 Milliarden US-Dollar anstieg. Innerhalb weniger Stunden erzielten einige durch frühzeitige Investitionen Millionenprofite, während viele andere übereilt einstiegen und am Höchststand festhingen.

PANews hat die ersten Käufe und Verkäufe der Top 1000 YZY-Inhaber analysiert. Diesmal scheint die Ausgabe von YZY endgültig das illusorische Band zwischen Promi-Token und Reichtumsmythen zerrissen zu haben. Insider und Bots profitierten, während es im Spiel der Celebrity-Coins keine „normalen“ Gewinner mehr gibt.

Großanleger steigen schneller ein, bleiben aber am Höchststand hängen

Die Daten zeigen, dass der durchschnittliche Einstiegspreis der ersten Käufe der Top 1000 YZY-Adressen bei etwa 1,45 US-Dollar lag. Viele Großanleger kauften erstmals im Bereich von 1,8 bis 2 US-Dollar ein, etwa 44 % der Großanleger hatten ihre Einstiegskosten in diesem Bereich. Vielleicht, weil sie direkt nach dem Kauf festsaßen, haben die meisten Großanleger bis zum 25. August noch keinen ersten Verkauf getätigt: Von 893 Adressen, die gekauft haben, haben nur etwa 275 einen Teil ihrer Token verkauft, was einem Anteil von nur etwa 30 % entspricht.

Auch zeitlich gesehen waren diese Großanleger nicht langsam beim Einstieg. Die meisten Käufe erfolgten am 21. August (dem Tag der Token-Veröffentlichung), und zwar innerhalb einer Stunde nach Kanyes Ankündigung. Über die Hälfte der Adressen kaufte innerhalb von zwei Stunden nach Handelsstart ein.

 

Vom Kapitaleinsatz her lag der durchschnittliche Erstkauf der Großanleger bei etwa 285.000 US-Dollar. Dieser Wert liegt deutlich über dem der ersten 1000 Adressen von Libra (durchschnittlich etwa 9.696 US-Dollar), aber weit unter dem damaligen Durchschnittskauf von 590.000 US-Dollar bei den Top 1000 TRUMP-Token-Adressen. Insgesamt halten diese Großanleger etwa 46,76 Millionen US-Dollar (ohne Team-Token), was etwa 8,5 % der Gesamtmarktkapitalisierung und rund 65,3 % des Gesamtumlaufs entspricht.

Was die Verkäufe betrifft, so haben zwar nur einige Großanleger verkauft, aber auch diese verließen den Markt meist mit Verlust. Der durchschnittliche Erstverkaufspreis lag bei 1,19 US-Dollar, verglichen mit dem durchschnittlichen Einstiegspreis von 1,45 US-Dollar entspricht das einem durchschnittlichen Verlust von etwa 18 %. Zudem war die durchschnittliche Verkaufsposition mit nur 11.800 US-Dollar deutlich kleiner als der Einstieg.

Aus dieser Perspektive scheint die Hauptbeteiligung an YZY diesmal nicht von Kleinanlegern, sondern von Großanlegern mit Vorliebe für Celebrity-Coins zu stammen. Im Vergleich zu TRUMP und LIBRA stiegen die Großanleger diesmal schneller und konzentrierter zu Beginn ein. Doch die nachfolgende Marktnachfrage blieb aus, und ab dem 22. August fiel der YZY-Preis auf weniger als die Hälfte des Einstiegspreises der Großanleger. Trotzdem wagten sich nur vereinzelt neue Großanleger in dieser Phase in den Markt.

Insiderhandel und Bots: Das Spiel der Abzocke

Der Großanleger mit dem höchsten Einzelkauf war die Adresse ANGuXwT18StoX2Ghp3387x6vajPk3sEsxC89LngV5F5r. Diese Adresse kaufte innerhalb einer Minute nach Kanyes Ankündigung für 200.000 US-Dollar 695.000 Token zu einem Durchschnittspreis von etwa 0,287 US-Dollar. Um diesen Kauf zu ermöglichen, stellte die Adresse einen Slippage von 40 % ein und zahlte zusätzlich 3,8 SOL an Jtio als Prioritätsgebühr.

Schließlich verkaufte diese Adresse eine halbe Stunde später für 1,82 Millionen US-Dollar und erzielte einen Gewinn von über 1,6 Millionen US-Dollar.

Bemerkenswert ist, dass diese Adresse von der Community als Teil eines Insider-Kreises angesehen wird. Das Verhalten spricht tatsächlich dafür: Die Adresse wurde am 19. August erstellt (am selben Tag wie der YZY-Token), dann wurden etwa 200.000 USDT und 49 SOL von Binance abgehoben. Bis zum Launch von YZY wurden keine anderen MEME-Token gehandelt. Offensichtlich wurde diese Adresse speziell für den YZY-Token eingerichtet.

In der Stichprobe kauften vier Adressen innerhalb einer Minute nach Handelsstart YZY. Darunter war auch ein erfahrener Bot, etwa die Adresse 6xuMV6W6QVxrVmsZxEdLfV6kfhuBsg3ah1X8rydLfQvy, die innerhalb von zwei Minuten nach Handelsstart 300 SOL investierte und am Ende etwa 80.000 US-Dollar Gewinn erzielte. Die Transaktionshistorie zeigt, dass diese Adresse regelmäßig MEME-Token handelt und bisher über 10.000 Transaktionen durchgeführt hat.

Außerdem berichtete Bubblemaps, dass Hayden Davis, der bereits zuvor Promi-Coins wie MELANIA und LIBRA ins Visier genommen hatte, diesmal erneut zuschlug. Er zerlegte Gelder über mehrere zentrale Börsenadressen und griff YZY sofort nach dem Launch an, was ihm einen Gewinn von etwa 12 Millionen US-Dollar einbrachte.

Das Ende des Celebrity-Coin-Mythos

Im vergangenen Jahr, seit der Ausgabe von TRUMP, erlebte der Celebrity-Coin-Sektor eine Phase intensiver Emissionen. Doch das Ergebnis: Die meisten dieser Token fielen um mehr als 90 % und verursachten massive Verluste für Investoren.

Derzeit beträgt die Marktkapitalisierung von TRUMP etwa 1,65 Milliarden US-Dollar, ein Rückgang von etwa 90 % gegenüber dem Höchststand. Der Token der First Lady, MELANIA, hat eine Marktkapitalisierung von etwa 148 Millionen US-Dollar, ein Rückgang von 99 % gegenüber dem Höchststand. Der von Argentiniens Präsident ausgegebene LIBRA-Token hat nur noch eine Marktkapitalisierung von 5,4 Millionen US-Dollar, ein Rückgang von 99,9 % gegenüber dem Höchststand von 4,7 Milliarden US-Dollar. Der Kursverlauf dieser Token ist immer derselbe: Nach einem anfänglichen Höhepunkt folgt ein kontinuierlicher Absturz.

Auch der aktuell emittierte YZY weist mit 27.000 Halteradressen deutlich weniger Popularität auf als frühere Celebrity-Coins. Zudem liegt der Einstiegspreis der Großanleger bei über 1,8 US-Dollar, und die nachfolgende Nachfrage bleibt aus, was das Risiko für schnelle Gewinne exponentiell erhöht. Betrachtet man den Kursverlauf, so wurden fast alle Großanleger, die nicht innerhalb der ersten zehn Minuten einstiegen, am Höchststand erwischt. Der Kurs fiel innerhalb von nur zwei Stunden um 70 % vom Höchststand – ein noch extremerer Absturz als bei manchen MEME-Coins ohne Promi-Hintergrund.

YZY Anfangs-Chart

Ein Rückblick auf die zahlreichen Celebrity-Coins von TRUMP bis YZY zeigt eine klare Parallele:

Blitzkrieg und Star-Effekt: Der Start eines Celebrity-Coins hängt von der enormen Reichweite des Prominenten ab, die in kürzester Zeit weltweite Aufmerksamkeit und Kapital anzieht. Dies führt zu einem rasanten Preisanstieg zu Beginn und verschafft wenigen „Insidern“ oder „Frühstartern“ enorme Gewinne. Sie nutzen Informationsvorsprünge und technische Mittel, um vor den Kleinanlegern zu profitieren.

Großanleger übernehmen und Kleinanleger sind ratlos: Anders als bei gewöhnlichen MEME-Coins sind die Hauptakteure der zweiten Welle bei Celebrity-Coins oft kapitalkräftige Großanleger. Sie verpassen vielleicht die goldene erste Minute, steigen aber aus Aberglauben an den Promi-Effekt und mit Zockermentalität auf hohem Niveau ein. Sobald die Nachfrage nachlässt und kein neues Kapital nachkommt, sitzen diese Großanleger zusammen mit den nachrückenden Kleinanlegern fest.

Wertvakuum und L-förmiger Kursverlauf: Abgesehen vom Promi-Glanz bieten diese Token kaum realen Wert oder Anwendungsmöglichkeiten. Wenn der Hype abflaut und die Marktstimmung kippt, stürzt der Preis ab und bildet eine unschöne „L“-förmige Kurslinie. Der Hype existiert nur in den ersten Minuten oder Stunden, danach folgt ein langer Weg Richtung Wertlosigkeit. Von TRUMP über LIBRA bis zum aktuellen YZY bestätigt sich diese „Eisenregel“ immer wieder.

Die YZY-Turbulenzen zeigen erneut: Der Celebrity-Coin-Sektor ist kein wertschöpfendes Paradies, sondern ein gefährliches Casino, das von Informationsasymmetrien und Marktstimmung beherrscht wird.

In diesem Spiel sind die wahren Gewinner immer diejenigen, die frühzeitig planen und gezielt abkassieren – Insider und Kapitaljäger. Für die große Mehrheit der normalen Investoren gilt: Wenn sie die Nachricht in den sozialen Medien sehen, stehen sie meist schon am Gipfel des Risikos. Der rasante Aufstieg und das abrupte Abkühlen von YZY sind eine weitere Warnung für den MEME-Markt: Hinter dem Scheinwerferlicht der Promis verbirgt sich oft ein Abgrund, den normale Anleger kaum verkraften können.

Wenn der nächste „Ye“ auftaucht, sollten Investoren sich fragen, ob sie Treibstoff für den Reichtumsmythos anderer sein oder sich von diesem exklusiven Spektakel fernhalten wollen.