Pump.fun Live-Streaming-Funktion gestartet: Neues Paradigma der Creator Economy oder Wiederholung alter Abzocke?
Verfasser: San
Originaltitel: Neues CCM-Paradigma? Die altbekannten Abzockmethoden hinter dem Livestream-Mantel von Pump.fun
Die kürzlich eingeführte Livestream-Funktion von Pump.fun hat die Popularität dieser einst als abgeschlossen geltenden größten Meme-Launch-Plattform erneut in die Höhe getrieben.
Gleichzeitig stieg auch der Preis des $Pump-Tokens stark an. Die Ankündigung eines Rückkaufs in Verbindung mit der Einführung innovativer Funktionen ließ den Preis von $PUMP von etwa 0,003 US-Dollar Ende August auf aktuell 0,0085 US-Dollar schnellen – ein Anstieg von 283 % innerhalb von nur zwei Wochen, wobei die Marktkapitalisierung die Marke von 3 Milliarden US-Dollar überschritt.
Seit der Einführung der Livestream-Funktion erzielen die Pump.fun-Creator täglich Einnahmen von über 2 Millionen US-Dollar, mit einem Rekordwochenumsatz von 15,5 Millionen US-Dollar für die Creator.
Viele Nutzer betrachten die Einführung der Livestream-Funktion von Pump.fun als neues Paradigma des CCM (creators capital market) und bezeichnen dieses Update als einen technologischen Durchbruch im Kryptobereich.
Oberflächlich betrachtet scheint dies eine Win-Win-Situation zu sein: Die Einführung neuer Funktionen bringt zahlreiche Erfolgsgeschichten von Kleinanlegern hervor, Tokenpreise und Plattformumsätze steigen. Fans unterstützen ihre Lieblingsstreamer durch Investitionen statt durch Geschenke. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich eine komplexere und beunruhigendere Realität.
Beispiele für Promi-Token
BUN COIN
BunnyFuFuu ist ein ehemaliger professioneller League of Legends E-Sportler, der bereits vor seiner Zeit bei Pump.Fun über 210.000 Follower auf X und 1,5 Millionen Abonnenten auf Youtube hatte.
Am 14. September brachte BunnyFuFuu während eines Livestreams seinen eigenen Token BUN COIN heraus und bewarb ihn in den darauffolgenden zwei Tagen kontinuierlich auf X. Durch dieses Engagement konnte sich BUN COIN unter den Livestream-Token hervorheben.
BUN COIN startete mit einer Marktkapitalisierung von nur 300.000 US-Dollar und sammelte in der Vorverkaufsphase 1,5 Millionen US-Dollar ein. Innerhalb von 48 Stunden nach dem Listing erreichte die Marktkapitalisierung ihren Höchststand von 10 Millionen US-Dollar – ein Anstieg von über 3000 %. Heute ist der Preis von BUN COIN jedoch auf 1,6 Millionen US-Dollar gefallen, mit einem Tagesverlust von über 50 %.
Token CA: HQDTzNa4nQVetoG6aCbSLX9kcH7tSv2j2sTV67Etpump
KIND
Der KIND-Token steht für „Verbreitung von Freundlichkeit“. Der Creator bewirbt ihn durch Charity-Livestreams und verspricht, für jeden investierten US-Dollar 0,1 US-Dollar an bedürftige kleine Streamer zu spenden.
Diese positive Story sorgte für große Aufmerksamkeit. Seit dem Listing am 7. September erreichte KIND heute früh eine Marktkapitalisierung von 55 Millionen US-Dollar, mit einem 24-Stunden-Anstieg um das 20-fache und einem Handelsvolumen von fast 32 Millionen US-Dollar innerhalb von 24 Stunden. Aktuell ist die Marktkapitalisierung jedoch auf 18 Millionen US-Dollar zurückgegangen.
Token CA: V5cCiSixPLAiEDX2zZquT5VuLm4prr5t35PWmjNpump
BAGWORK
Im Gegensatz zu BUN COINs Promi-Charakter und KINDs positiver Story setzt BAGWORK auf eine „Stunt“-Erzählung. Der Begriff stammt aus dem Boxsport und steht für professionelles Training am Sandsack. BAGWORK ruft dazu auf, für seine Krypto-Assets zu kämpfen.
BAGWORK ist derzeit der einflussreichste und am weitesten verbreitete Livestream-Token auf Pump.fun. Das Team versteht es zweifellos, Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Am ersten Tag des Livestreams stürmte ein BAGWORK-Teammitglied ein Stadion und wurde während des Streams festgenommen. Am nächsten Tag stahlen sie in einem Fitnessstudio die Mütze eines Fitness-Influencers, wurden dabei erwischt und geohrfeigt. In den letzten Tagen versuchte ein weiteres Teammitglied, von der Santa Monica Pier zu springen, wurde aber von der Polizei gestoppt. Das BAGWORK-Team versprach, in den nächsten zwei Wochen täglich neue Aktionen zu bringen, um den Token bekannter zu machen.
Diese scheinbar verrückten Aktionen trieben den BAGWORK-Token tatsächlich nach oben. Am 13. September lag die Marktkapitalisierung bei nur 3 Millionen US-Dollar, nach 48 Stunden „verrücktem Livestream“ stieg sie kurzzeitig auf fast 100 Millionen US-Dollar, aktuell liegt sie bei 15 Millionen US-Dollar.
Token CA: 7Pnqg1S6MYrL6AP1ZXcToTHfdBbTB77ze6Y33qBBpump
Was hat die Livestream-Funktion Pump.fun gebracht?
In der traditionellen Internet-Livestream-Branche verdienen Streamer Geld, indem sie Spiele spielen oder Talente vorführen und von Fans Geschenke erhalten. Für die Fans ist das Schenken ein reiner Konsumakt, nicht mit der Erwartung einer finanziellen Rendite verbunden.
Bei Pump.fun hingegen wird das „Schenken“ der Fans zum Kauf von Token. Wenn der Streamer genug spektakuläre Aktionen bringt und mehr Leute zum Kauf animiert, können die Fans mit Gewinn aussteigen und sich den nächsten Streamer suchen. In diesem Prozess ähneln die Fans traditionellen MCN-Agenturen, die in jeden Streamer investieren und durch die Kommerzialisierung nach dessen Durchbruch profitieren.
Entscheidend ist, dass für Streamer die beste Strategie oft darin besteht, nach einem Preisanstieg ihre Token zu verkaufen. Dadurch entsteht zwischen Fans und Streamern ein widersprüchliches Verhältnis: Einerseits will man, dass der Streamer spektakuläre Shows liefert, um mehr Käufer anzuziehen, andererseits möchte man seine eigenen Token rechtzeitig verkaufen, bevor der Preis fällt und der „Support“ zum Verlust wird.
Tatsächlich gehören die oben genannten drei Token bereits zu den erfolgreichsten unter den vielen Livestream-Token. Die meisten anderen Token gehen nach einem Rückgang der Streamer-Popularität oder nach Ende des Streams schnell gegen Null. Kommt Ihnen dieses Muster bekannt vor? Richtig, auch vor Einführung der Livestream-Funktion war der Markt bei Pump.fun so. Laut einem Solidus Labs-Bericht über 7 Millionen Pump.fun-Token gehen fast 99 % der Token letztlich gegen Null. Daran hat sich auch nach Einführung der Livestream-Funktion nichts geändert – erfolgreiche Promi-Beispiele bleiben statistische Ausnahmen.
Was hat die Livestream-Funktion also wirklich gebracht? Bislang scheint sie lediglich ein neues Verbreitungsmedium zu sein.
Geteilte Meinungen im Markt
Die Kontroversen um die Livestream-Funktion von Pump.fun spiegeln einige Probleme wider.
Befürworter konzentrieren sich auf technologische Innovation und die Stärkung der Creator. Sie argumentieren, dass dieses Modell die Ausbeutung durch Zwischenhändler traditioneller Plattformen beseitigt und es neuen, potenziellen Creatorn ermöglicht, frühzeitig Einkommensmöglichkeiten zu erhalten, die sonst nur Top-Creatorn auf Twitch vorbehalten sind.
Im Zeitalter der Aufmerksamkeitsökonomie ist das Marketingpotenzial von Livestream-Videos ohnehin viel größer als das von Textmedien. Pump.fun ist selbst ein Produkt der Aufmerksamkeitsökonomie, und die Livestream-Funktion ist lediglich ein iteratives Upgrade.
Kritiker hingegen fokussieren sich auf strukturelle Mängel und Inhaltsrisiken. Die Kursverläufe zeigen, dass diese Livestream-Token fast ausschließlich während der Streams steigen und danach rapide fallen. Viele Community-Mitglieder zweifeln an der langfristigen Wertschöpfung.
Bei der Inhaltskontrolle hat Pump.fun zwar einige Verstöße eingeschränkt, doch auf der Plattform sind weiterhin viele blutige, gewalttätige oder sexuelle Livestreams zu sehen, die durch die Befriedigung der Neugier der Nutzer die Tokenpreise in die Höhe treiben.
Nüchterne Überlegungen im Boom
Aus Investorensicht hat die Einführung der Livestream-Funktion bei Pump.fun tatsächlich viele Gewinnmöglichkeiten eröffnet. Solange der Streamer genug „Action“ bietet und man ihn früh genug entdeckt, kann man leicht profitieren.
Doch aus einer anderen Perspektive, wenn man die glänzende Fassade von Web3-Innovation und Creator-Ökonomie abzieht, offenbart das Livestream-Modell von Pump.fun ein grundlegenderes Problem: Wie kann man die Interessen der normalen Teilnehmer schützen und gleichzeitig die Creator motivieren?
Die aktuellen Daten zeigen, dass das Livestream-Modell nicht nachhaltig ist: 99 % der Token gehen gegen Null, und 99 % der Teilnehmer haben Verluste erlitten und sind ausgestiegen, während Creator und Plattformen stabil profitieren.
Ein solches Modell kann kaum als gesundes Ökosystem bezeichnet werden. Es ist vielmehr ein schön verpacktes Umverteilungsspiel, das mit der Erzählung technologischer Innovation die klassische Nullsummen-Logik verschleiert.
Das eigentliche Problem liegt nicht in der innovativen Form des Livestream-Token-Launches, sondern im grundlegenden Mangel des Anreizsystems. Wenn die Einnahmen der Creator völlig von den langfristigen Interessen der Community entkoppelt sind und die Gewinne der Plattform auf den Verlusten der Teilnehmer basieren, bleibt dieses Modell zwangsläufig nur ein kurzfristiges Spekulationsspektakel.
Ob Pump.fun mit der Livestream-Funktion weiterhin „Hit-Token“ hervorbringen kann, ist ungewiss. Sicher ist jedoch, dass Investitionen in diese Hype-Livestreams mit erheblichen Risiken verbunden sind. Investoren sollten daher stets DYOR betreiben und auf Risikokontrolle achten.
Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und repräsentiert nicht die Plattform in irgendeiner Form. Dieser Artikel ist nicht dazu gedacht, als Referenz für Investitionsentscheidungen zu dienen.
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