Quelle: Golden Ten Data
Die aktuelle Stimmung an den US-Aktienmärkten ist etwas angespannt, das Handelsvolumen von Oracle Credit Default Swaps (CDS) ist sprunghaft angestiegen, und selbst Brancheninsider aus dem Bereich AI geben zu, dass es einige „Anzeichen einer Blase“ am Markt gibt. Vor diesem Hintergrund nehmen die Diskussionen darüber zu, wann, wo und wie man Short-Positionen eingehen sollte.
Der neueste Hedgefonds-Positionsbericht von Goldman Sachs enthält viele interessante Details. Der Bericht zeigt, dass das sogenannte „Smart Money“ derzeit noch nicht bereit ist, massiv gegen die AI-Giganten zu wetten, aber ein Teil des Kapitals beginnt bereits, sich auf die schwächeren Unternehmen dieser Welle zu konzentrieren.
Nach dem zuvor so starken Aufwärtstrend ist der Median der Leerverkaufsquote der S&P 500-Komponenten immer noch überraschend hoch. Nach Marktkapitalisierung entspricht dies 2,4 %, was dem 99. Perzentil des Leerverkaufsniveaus der letzten fünf Jahre entspricht und deutlich über dem langfristigen Durchschnitt seit 1995 liegt.
Bereits im Mai gab es Anzeichen für ein Wiederaufleben des Interesses an Leerverkäufen. Seitdem steigt die Leerverkaufsquote weiter an und bleibt auch nach zwei kleinen, aber schmerzhaften „Short Squeeze“-Ereignissen Mitte Juli und Oktober auf hohem Niveau.
Erwähnenswert ist auch, dass der Leerverkaufsanteil im technologieorientierten Nasdaq 100 Index mit 2,5 % leicht höher liegt. Das Segment mit dem größten Anstieg der Leerverkaufsquote sind jedoch Small Caps: Der Median der Leerverkaufsquote der Russell 2000-Komponenten liegt derzeit bei 5,5 %.
Goldman Sachs weist im Bericht jedoch darauf hin, dass die auffälligste Entwicklung der sprunghafte Anstieg der Leerverkaufsquote im Versorgungssektor um 0,3 Prozentpunkte auf 3,2 % ist. Das klingt vielleicht nicht spektakulär, aber laut Goldman Sachs ist dies eines der höchsten Niveaus aller Zeiten.
Dies hängt sehr wahrscheinlich mit der AI-Blase zusammen. Schließlich verbrauchen die für den Betrieb von AI-Modellen benötigten Rechenzentren enorme Mengen an Energie, was die zuvor „langweiligen“ Versorgungsaktien plötzlich attraktiv macht.
Beispielsweise ist der Aktienkurs von American Electric Power in diesem Jahr um mehr als 31 % gestiegen, die Marktkapitalisierung beträgt 65 Milliarden Dollar. Im vergangenen Monat erhöhte das Unternehmen seine geplanten Investitionsausgaben für die nächsten fünf Jahre von ursprünglich 54 Milliarden Dollar auf 72 Milliarden Dollar, hauptsächlich um Rechenzentren für Unternehmen wie Alphabet, Amazon und Meta mit Strom zu versorgen.
Laut Koyfin liegt die Leerverkaufsquote der Aktie derzeit bei 4 %, während sie in den letzten zehn Jahren meist zwischen 1 % und 2 % lag.
Doch sind einzelne Versorgungsunternehmen laut den Daten von Goldman Sachs die beliebtesten Short-Ziele? Der Bericht zeigt, dass dies nicht der Fall ist, da das gesamte Leerverkaufsniveau im Vergleich zu anderen Branchen immer noch moderat ist (schließlich handelt es sich immer noch um Versorgungsunternehmen).
Tesla bleibt das meistgeshortete Unternehmen in den USA, während JPMorgan erstmals auf eine eher „ungewöhnliche“ Weise auf Platz vier aufsteigt. Unter den von Goldman Sachs aufgelisteten neuen Mitgliedern mit hohen Leerverkaufsquoten finden sich viele, die als „schwache AI-Unternehmen“ oder „AI-bezogene Blasenaktien“ eingestuft werden können. Die zehn meistgeshorteten Aktien sind jedoch weiterhin recht „bekannt“ und lauten:
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Tesla (TSLA.O)
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Palantir (PLTR.O)
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Palo Alto Networks (PANW.O)
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JPMorgan (JPM.N)
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Robinhood Markets (HOOD.O)
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Costco (COST.O)
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Bank of America (BAC.N)
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IBM (IBM.N)
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Oracle (ORCL.O)
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Lam Research (LRCX.O)
Laut den Statistiken von Goldman Sachs beträgt das Leerverkaufsvolumen bei Oracle 5,4 Milliarden Dollar, bei Intel 4,6 Milliarden Dollar und bei GE Vernova (Hersteller von Gasturbinen für AI-Rechenzentren) 4,1 Milliarden Dollar – allesamt neue Mitglieder auf der Liste.
Natürlich sind diese Unternehmen sehr groß, sodass die Short-Positionen im Verhältnis zur Marktkapitalisierung immer noch relativ klein sind (jeweils etwa 1 %, 3 % und 3 %). Welche Aktien sind also im Verhältnis zur Unternehmensgröße am meisten geshortet? Auch darauf gibt Goldman Sachs eine Antwort:
Im Vergleich dazu ist – bezogen auf die Marktkapitalisierung – unter den Unternehmen mit mindestens 25 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung Bloom Energy die meistgeshortete Aktie in den USA. Weitere Unternehmen auf der Liste sind Strategy, CoreWeave, Coinbase, Live Nation, Robinhood und Apollo.
Es ist zu beachten, dass der Hedgefonds-Positionsbericht von Goldman Sachs nur eine verzögerte Momentaufnahme des aktuellen Marktgeschehens ist. Dennoch besitzt er erheblichen Referenzwert, da er auf den neuesten Positionsdaten von 982 Hedgefonds basiert, die insgesamt Aktienpositionen im Wert von 4 Billionen Dollar halten, davon 2,6 Billionen Long und 1,4 Billionen Short.
Derzeit scheint sich der US-Aktienmarkt von den Schwankungen der letzten Woche erholt zu haben. Viele Hedgefonds bleiben gegenüber den AI-Giganten vorsichtig, da Blasen oft länger anhalten, als die Zahlungsfähigkeit der Fonds reicht. Tatsächlich sind Amazon, Microsoft, Meta, Nvidia und Alphabet weiterhin die fünf größten Long-Positionen der US-Hedgefonds.
Der Anstieg der Leerverkaufsquoten im Versorgungssektor und bei einigen schwachen AI-Aktien zeigt jedoch, dass ein Teil des Kapitals bereits beginnt, sich zu positionieren – möglicherweise als potenzielles Feld für die nächste große „Short“-Welle.




