MSTR könnte aus dem MSCI-Index ausgeschlossen werden – Konflikt entfacht, „Krypto-Jungspund“ gegen „Wall-Street-Veteran“ im Schlagabtausch
Die Krypto-Community reagiert mit starkem Widerstand, ruft zum Boykott von Wall-Street-Institutionen auf und fordert sogar, JPMorgan zu shorten. Auch der Gründer von MicroStrategy betont, dass sein Unternehmen operativ tätig ist und kein Fonds darstellt.
Die Krypto-Community reagiert mit starkem Widerstand, ruft zum Boykott von Wall-Street-Institutionen und sogar zum Shorten von JPMorgan auf. Auch der MicroStrategy-Gründer betont, dass das Unternehmen ein operatives Geschäft und kein Fonds sei.
Verfasst von: Long Yue
Quelle: Wallstreetcn
Ein Vorschlag, MicroStrategy (MSTR) möglicherweise aus dem MSCI-Index zu entfernen, hat einen ideologischen Konflikt zwischen Krypto-Befürwortern und traditionellen Finanzinstitutionen ausgelöst. Ein Sturm zwischen der „Krypto-Szene“ und der „Wall Street“ braut sich zusammen.
Kürzlich veröffentlichte der Indexgigant MSCI ein Konsultationspapier, in dem vorgeschlagen wird, „Digital Asset Treasury Companies“ aus seinen globalen investierbaren Marktindizes zu entfernen. Nach der Definition von MSCI sind dies Unternehmen, deren digitale Vermögenswerte mehr als 50 % der Gesamtaktiva ausmachen oder die sich selbst als Digital Asset Treasury bezeichnen und hauptsächlich zur Erhöhung ihrer Bitcoin-Bestände Kapital aufnehmen.
MSCI stellt in dem Papier ausdrücklich infrage, ob diese Unternehmen „Merkmale ähnlich wie Investmentfonds aufweisen“, wobei Investmentfonds üblicherweise von Aktien-Benchmark-Indizes ausgeschlossen werden. Dies ist auch der Kern der Debatte: Sind diese „Digital Asset Treasury Companies“ innovative operative Unternehmen oder Investmentfonds im Unternehmensgewand?
Diese Maßnahme löste sofort eine Kettenreaktion am Markt aus. Die Wall-Street-Großbank JPMorgan veröffentlichte einen Analysebericht, in dem gewarnt wurde, dass ein Ausschluss von MicroStrategy einen „enormen Druck“ auf deren Bewertung ausüben würde. Die Analysten erklärten, dass von MicroStrategys damaliger Marktkapitalisierung von etwa 59 Milliarden US-Dollar rund 9 Milliarden US-Dollar von passiven Anlageinstrumenten gehalten wurden, die große Indizes abbilden.
Die Bank schätzt, dass allein die Maßnahme von MSCI einen Zwangsverkauf von etwa 2,8 Milliarden US-Dollar durch passive Fonds auslösen könnte; sollten andere Indexanbieter wie Russell nachziehen, könnte der gesamte Verkaufsbetrag bis zu 8,8 Milliarden US-Dollar erreichen.
Auch die seit 107 Jahren bestehende Investmentbank TD Cowen erklärte, sie rechne damit, dass MSCI letztlich alle derartigen „Digital Asset Treasury Companies“ aus seinen Indizes entfernen werde.
Starker Widerstand aus der „Krypto-Szene“, sogar Aufrufe zum Shorten von JPMorgan
Der Vorschlag von MSCI und die Analyse von JPMorgan stießen in sozialen Medien und der Krypto-Community auf heftigen Widerstand. Einige Krypto-Befürworter riefen öffentlich zum Boykott von JPMorgan und zum Shorten der Aktie auf. Sie warfen der Bank vor, möglicherweise „Front Running“ zu betreiben, also zuerst Positionen aufzubauen und dann mit negativen Berichten den Kurs zu drücken, um zu profitieren.
Die Krypto-Community ist der Ansicht, dass „Digital Asset Treasury Companies“ institutionellen Investoren mit Einschränkungen einen indirekten Zugang zu Bitcoin über Aktien verschaffen, und dass ein Indexausschluss diesen Zugang schwächen könnte.
MicroStrategy Executive Chairman Michael Saylor entgegnete, dass das Unternehmen kein Fonds, Trust oder Holding sei, sondern ein operatives Unternehmen mit einem Softwaregeschäft im Wert von 500 Millionen US-Dollar, das Bitcoin als „produktives Kapital“ einsetzt.
Gleichzeitig verteidigte der Gründer von MicroStrategy das Geschäftsmodell entschieden. Diese Kontroverse betrifft nicht nur das Schicksal eines einzelnen Unternehmens, sondern könnte auch den Wechsel institutioneller Investoren von Proxy-Aktien hin zu klar regulierten Spot-ETFs als Zugang zu Bitcoin beschleunigen.
„Hausputz“ beim Indexgiganten
Oberflächlich betrachtet wirkt der Vorschlag von MSCI wie ein routinemäßiger „Index-Hausputz“. In dem im Oktober veröffentlichten Konsultationspapier stellte MSCI ausdrücklich eine grundlegende Frage: Zeigen diese Unternehmen mit großen Beständen an digitalen Vermögenswerten „Merkmale, die Investmentfonds ähneln“?
Der Hintergrund dieser Frage ist, dass gängige Aktienindizes börsengehandelte Fonds (ETF), geschlossene Fonds und Investment Trusts ausschließen, um sicherzustellen, dass die Indexmitglieder operative Unternehmen der Realwirtschaft repräsentieren. MSCI versucht damit zu klären, ob ein Softwareunternehmen, dessen Bilanz von Bitcoin dominiert wird, die Grenze zwischen operativem Unternehmen und Investmentvehikel überschritten hat.
Laut Zeitplan von MSCI wird die endgültige Entscheidung über die entsprechenden Regeln am 15. Januar 2026 bekannt gegeben und soll im Rahmen der Indexüberprüfung im Februar 2026 umgesetzt werden. Diese scheinbar technische Anpassung könnte jedoch erhebliche Auswirkungen auf eine neue Aktienkategorie haben.
Ein ideologischer Streit um die „Definition“
Im Kern handelt es sich bei diesem Vorfall um einen tiefgreifenden ideologischen Konflikt darüber, wie diese neuen Unternehmen zu definieren sind. Bloomberg-Kolumnist Matt Levine analysierte dies eingehend und fasste die beiden gegensätzlichen Standpunkte am Markt zusammen.
Befürworter der Einstufung als normale Aktien argumentieren:
- Sie sind rechtlich gesehen Aktien.
- Sie verfügen meist über andere Geschäftsbereiche neben dem Halten von Kryptowährungen (wie das 500 Millionen US-Dollar schwere Softwaregeschäft von MicroStrategy) und sollten daher als operative Unternehmen in einer speziellen Branche betrachtet werden.
- Für Institutionen, die aus Compliance-Gründen nicht direkt in Kryptowährungen investieren dürfen, bieten diese Aktien einen legalen alternativen Zugang.
Die Gegenposition ist deutlich schärfer:
- Im Kern sind sie Investmentfonds, und Investmentfonds wurden traditionell aus Leitindizes wie dem S&P 500 ausgeschlossen.
- Das sogenannte „operative Geschäft“ ist nur Beiwerk, der Aktienkurs spiegelt hauptsächlich den Wert der gehaltenen Krypto-Assets wider.
- Wenn Aktienfonds auf diese Weise Krypto-Assets „einschleusen“ dürfen, widerspricht das der ursprünglichen Absicht der Anleger, ein reines Aktienexposure zu erwerben.
MicroStrategy-Mitgründer Michael Saylor lehnt das Label „Fonds“ entschieden ab.
Er betont, dass das Unternehmen kein Fonds, Trust oder Holding sei, sondern ein börsennotiertes Unternehmen, das mit einer einzigartigen Treasury-Strategie Bitcoin als produktives Kapital nutzt. Eine Änderung der Indexklassifizierung werde die operative Ausrichtung des Unternehmens nicht beeinflussen. Er positioniert das Unternehmen neu als „strukturierte Finanzgesellschaft mit Bitcoin-Backing“, um den operativen Charakter hervorzuheben.
Marktauswirkungen: Rotation von Proxy-Aktien zu Spot-ETFs
Unabhängig von der endgültigen Definition könnte der Schritt von MSCI einen bereits laufenden Markttrend beschleunigen: das institutionelle Kapital rotiert von „Digital Asset Treasury“ (DATs)-Aktien hin zu Spot-Bitcoin-ETFs.
Laut einem Bericht von DLA Piper haben bis September 2025 mehr als 200 US-börsennotierte Unternehmen eine Digital Asset Treasury-Strategie übernommen und halten etwa 115 Milliarden US-Dollar an Krypto-Assets. Diese Unternehmen bieten traditionellen Finanzinstitutionen eine bequeme „Umgehungslösung“. Doch diese Bequemlichkeit bringt strukturelle Schwächen mit sich, etwa den Druck, Assets zu verkaufen, um Aktien zurückzukaufen, wenn der Aktienkurs unter den Nettoinventarwert der gehaltenen Krypto-Assets fällt.
Gleichzeitig haben Spot-Bitcoin-ETFs in weniger als einem Jahr nach ihrer Einführung ein verwaltetes Vermögen von über 100 Milliarden US-Dollar erreicht. Diese ETFs bieten ein reineres, weniger gehebeltes Bitcoin-Exposure und vermeiden die komplexen Bilanzprobleme von Treasury-Aktien.
Daher ist der Vorschlag von MSCI für diese Proxy-Aktien ein „klar negatives Liquiditätsereignis“. Sobald Indexfonds MSTR verkaufen, werden sie nicht in Bitcoin-ETFs umschichten, sondern andere Aktien kaufen, um die Indexlücke zu füllen. Zwar führt dies nicht direkt zu Bitcoin-Verkäufen, doch die Sekundäreffekte sind nicht zu unterschätzen: Treasury-Unternehmen, die mit Kurs- und Finanzierungsdruck konfrontiert sind, könnten künftig weniger in der Lage sein, Bitcoin zu kaufen oder sogar gezwungen sein, Teile ihrer Bestände zu verkaufen.
Laut einer von CryptoSlate zusammengestellten Tabelle stehen neben MicroStrategy auch Riot Platforms, Marathon Digital und andere Krypto-Mining-Unternehmen auf der vorläufigen Beobachtungsliste von MSCI, was ein potenzielles „Long-Tail“-Liquiditätsrisiko darstellt. Letztlich wird diese Kontroverse den Markt zu einer Entscheidung zwingen: Soll Bitcoin-Exposure in Aktien-Benchmark-Indizes enthalten sein oder ausschließlich in speziellen Krypto-Investmentprodukten?
Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und repräsentiert nicht die Plattform in irgendeiner Form. Dieser Artikel ist nicht dazu gedacht, als Referenz für Investitionsentscheidungen zu dienen.
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