Michael Saylor, Executive Chairman von Strategy (ehemals MicroStrategy), hat einen formellen Brief an das MSCI Equity Index Committee gerichtet. Darin bezeichnet er den Vorschlag des Indexanbieters als "fehlgeleitet".
Der globale Indexanbieter MSCI erwägt , Unternehmen mit einem Anteil von mindestens 50 Prozent digitaler Assets an der Gesamtbilanz aus den MSCI Global Investable Market Indexes auszuschliessen. Strategy, das weltweit grösste börsennotierte Bitcoin-Treasury-Unternehmen mit 660'624 BTC im Wert von rund 60 Milliarden US-Dollar, wäre am stärksten von dieser Regelung betroffen. Die Konsultation zu MSCIs Vorschlag begann am 10. Oktober 2025 und läuft bis zum 31. Dezember 2025. Eine endgültige Entscheidung wird für den 15. Januar 2026 erwartet, mit möglicher Umsetzung im Februar. JPMorgan schätzt passive Kapitalabflüsse von etwa 2.8 Milliarden US-Dollar aus Strategy-Aktien bei einem Ausschluss aus den MSCI-Indizes. Rund 18.3 Billionen US-Dollar an Vermögenswerten sind an MSCI-Indizes gekoppelt.
Strategy kritisiert Schwellenwert als diskriminierend
In seinem Schreiben argumentiert Saylor, Digital Asset Treasury Companies wie Strategy seien operative Geschäftseinheiten. Diese setzten digitale Assets als produktives Kapital ein – nicht als passive Vehikel zur Abbildung von Preisentwicklungen. Dennoch bezeichnet das Unternehmen den vorgeschlagenen 50-Prozent-Schwellenwert als "diskriminierend, willkürlich und undurchführbar".
Strategy betont, MSCI habe seit jeher Unternehmen nach ihren Aktivitäten definiert. Dabei gehe es um die Geschäfte, die Umsätze und Erträge generieren. Der neue Vorschlag weiche jedoch von diesem Prinzip ab. Hier könne eine einzelne Bilanzposition die operative Realität überschreiben. George Mekhail, Managing Director bei Bitcoin For Corporations, formulierte es deutlich: "MSCI hat Unternehmen lange nach dem definiert, was sie tun, nicht nach dem, was sie halten. Dieser Vorschlag gibt dieses Prinzip für eine einzige Anlageklasse auf."
Das Unternehmen verweist auf einen Doppelstandard: Traditionelle Firmen – etwa Ölkonzerne, REITs, Holzunternehmen oder Mediengruppen – seien ebenfalls stark auf einen einzelnen Asset-Typ konzentriert. Dennoch würden sie nicht als Fonds behandelt oder aus Indizen ausgeschlossen. Folglich benachteilige diese Ungleichbehandlung ausschliesslich Bitcoin-orientierte Unternehmen.
Branchenweite Kritik an Index-Volatilität
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die praktischen Auswirkungen der Regelung. Der 50-Prozent-Schwellenwert sei an den Marktpreis eines volatilen Assets gekoppelt. Dadurch würde die Index-Mitgliedschaft per Design instabil. Somit könne ein Unternehmen die Schwelle zur Aufnahme oder zum Ausschluss allein aufgrund von Preisbewegungen bei Bitcoin überschreiten – ohne jegliche operative Veränderung.
Bitcoin For Corporations (BFC), eine Interessenvertretung für Unternehmen mit Bitcoin-Treasury-Strategien, hat am 8. Dezember 2025 eine formelle Brancheninitiative gegen den MSCI-Vorschlag gestartet. Dabei koordiniert die Koalition die Antworten betroffener börsennotierter Unternehmen. Zudem warnt sie vor einer möglichen Umklassifizierung oder Entfernung von bis zu 39 Firmen aus Indizes.
Konflikt mit US-Innovationspolitik
Strategy argumentiert, MSCIs Vorschlag würde Investitionen in die wachsende Digital-Asset-Industrie bremsen. Damit stehe er in direktem Widerspruch zur innovationsfreundlichen Politik der derzeitigen US-Regierung. Daher fordert das Unternehmen MSCI auf, der Digital-Asset-Branche Zeit zur Entwicklung zu geben, bevor umfassende Regelungen eingeführt werden.
Sollte MSCI dennoch an einer Sonderbehandlung von Digital-Asset-Treasury-Unternehmen festhalten, müsse der Indexanbieter weitere Konsultationen mit der Branche führen. Strategy betont, die derzeitige Konsultationsphase sei unzureichend, um die komplexen Implikationen der vorgeschlagenen Änderungen zu bewerten.
Die Entscheidung hat weitreichende Bedeutung für die institutionelle Akzeptanz von Bitcoin als Treasury-Asset. Sollte MSCI den Vorschlag umsetzen, könnte dies andere börsennotierte Unternehmen von der Aufnahme von Bitcoin in ihre Bilanzen abhalten. Eine Ablehnung hingegen würde die Anerkennung von Bitcoin als legitimes Unternehmens-Asset durch traditionelle Finanzmarktinfrastruktur signalisieren.
Saylors Position und Abstimmungsmacht
Michael Saylor kontrolliert weiterhin 42 Prozent der stimmberechtigten Anteile von Strategy. Damit sichert er sich erheblichen Einfluss auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Diese Kontrolle basiert auf Class-B-Stammaktien, die ein Stimmrecht von zehn zu eins gegenüber Class-A-Aktien gewähren. Saylor hatte im Oktober noch 51.7 Prozent der Stimmrechte. Allerdings verlor er die Mehrheit aufgrund der zahlreichen Aktien- und Anleihenemissionen zur Finanzierung weiterer Bitcoin-Käufe.
Strategy kaufte zwischen dem 1. und 7. Dezember 2025 weitere 10'624 BTC für etwa 963 Millionen US-Dollar. Der Durchschnittspreis lag bei 90'615 US-Dollar pro Bitcoin. Die Gesamtbestände des Unternehmens belaufen sich damit auf 660'624 BTC. Diese wurden zu einem durchschnittlichen Einkaufspreis von 74'696 US-Dollar pro Bitcoin erworben. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 49.4 Milliarden US-Dollar inklusive Gebühren.
Das Unternehmen firmierte im Februar 2025 von MicroStrategy zu Strategy um und positioniert sich als führende Bitcoin-Treasury-Company. Zudem hat Strategy eine US-Dollar-Reserve von 1.44 Milliarden US-Dollar angekündigt, um Dividendenzahlungen auf Vorzugsaktien und Zinszahlungen auf bestehende Schulden zu decken. Die operative Geschäftstätigkeit im Software-Bereich bleibt zwar bestehen, macht jedoch nur einen Bruchteil des Unternehmenswerts aus. Bitcoin repräsentiert mittlerweile über 85 Prozent des Enterprise Value.


